99 Ways to tell a Story Inspiriert von Raymond Queneaus Stilübungen spielt Autor/Zeichner Matt Madden mit den Gestaltungsmitteln des Comic: Auf jeder Seite wird dieselbe alltägliche banale Sequenz variiert und neu erzählt: Mit anderen erzählerischen Optionen (Rückblende, innerer Monolog, etc.), mit anderen graphischen Ausdrucksmitteln (horizontale Panels, vertikale Panels, nur mit Konturlinien, ohne Konturen, etc.), in verschiedenen Genres (Kriegscomics, Liebescomics, Fantasy, etc.), in unterschiedlichen Stilrichtungen (Manga, ligne clair, Underground, etc.), den Stilen einzelner Künstler nachempfunden (Winsor McCay, Jack Kirby und andere). Nicht alles scheint dabei geglückt. Etwa wenn Sprechblasen als Objekte im Raum behandelt werden, ohne dass das durch die Stilvorgabe erforderlich wäre. Und natürlich ist bei 99 Variationen auch mancher Unfug dabei. Doch wer sich als Leserin oder Leser auf dieses Experiment einläßt, ist gefordert nachzuspüren, wie eine jede stilistische Variation wirkt, wie sie das lesende Bewusstsein beeinflußt. Das ist eine sehr spannende Erfahrung, und wenn man sich selbst mit dem Zeichnen von Comics oder Manga beschäftigt, durchaus instruktiv. Und stellenweise sehr witzig, denn in den Genrevariationen werden die Standards der jeweiligen Richtung bis ins Parodistische getrieben, was mich besonders bei der Fantasyseite und der EC-Comicseite (Exorcise in Style) zum Lachen gebracht hat. Insgesamt bietet 99 Ways to tell a Story – Exercises in Style eine einzigartige Leseerfahrung, die ich allen empfehlen kann, die sich für das Erzählen mit Bildern interessieren.
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